Heinrich Heine – Ein Jüngling liebt ein Mädchen

Februar 28, 2011 at 6:13 pm Hinterlasse einen Kommentar

Das Gedicht „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ von Heinrich Heine, erschien 1827 in seinem ersten Gedichtband „Buch der Lieder“ und behandelt das Thema Liebeskummer.

In dem Gedicht ist ein Junge in ein Mädchen verliebt, welches jedoch unglücklich in einen anderen Jungen verliebt ist. Aus Trotz und Ärger heiratet das Mädchen wahllos einen anderen Mann und bereitet dem Jungen Liebeskummer.

In der letzten Strophe wird resümiert, dass das Geschilderte eine typische Geschichte ist und sich immer wieder, unabhängig des Zeitalters wiederholt.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu jeweils vier Versen. Reime sind vorhanden und einheitlich, jedoch nicht an ein Schema angepasst. So reimt sich immer der zweite Vers jeder Strophe mit dem Vierten.

Es gibt auch kein regelmäßiges Metrum, auffällig ist aber dass nur Jamben und Anapäste vorkommen, wobei Letztere in der deutschen Literatur oft in der Verbindung mit Jamben benutzt werden. Dafür wechseln sich männliche und weibliche Kadenzen regelmäßig ab, angefangen mit einer Weiblichen. Dies passt gut zu dem inhaltlichen Konflikt zwischen dem Jüngling und dem Mädchen.

Heine benutzte in seinem Gedicht nur wenige bildliche Figuren, dafür jedoch einige Wort-, sowie Klangfiguren.

In Vers 3 wird das Wort „andre“ wiederholt. Auffällig bei dieser Wiederholung ist, dass dem Wort an sich bei der Wiederholung eine völlig andere Bedeutung zukommt. So bezieht sich das erste „andre“ auf einen Mann, die Wiederholung des Wortes aber auf eine Frau. Diese Stelle sorgt für ein wenig Verwirrung beim Leser. Der Bedeutungsunterschied fällt häufig erst beim zweiten Mal lesen auf.

Im 6. Vers des Gedichts wurde ein Homoioteleuton benutzt („ersten besten“). Bei dieser Klangfigur gleichen sich im Gegensatz zur Alliteration die Wortenden. Sie fördert den Lesefluss und macht zugleich auf das folgende Wort aufmerksam, das den Lesefluss abrupt unterbricht: „Mann“.

Die nächsten beiden Verse beginnen beide mit demselben Wort („Der“). Ähnlich wie bei der Wiederholung im dritten Vers kommt bei dieser Anapher den beiden semantisch und phonetisch völlig gleichen Wörtern eine unterschiedliche Bedeutung zu. Während sich das erste „der“ auf den Mann bezieht den das Mädchen in dem Gedicht geheiratet hat, steht das zweite „der“ für den Jüngling der das Mädchen nicht für sich gewinnen konnte. Auch diese Wortfigur sorgt beim ersten Lesen für Unverständnis.

Schließlich findet sich im 9. und 10. Vers eine Antithese: „Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu“. Geschichten beziehen sich, was man dem Namen schon entnehmen kann, immer auf Vergangenes. Es gibt zwar neue Geschichten, also Geschichten die später als andere Geschichten entstanden sind, jedoch keine Geschichten im eigentlichen Sinne die die Zukunft beschreiben. Doch genau das will Heine mit dieser Formulierung ausdrücken: Die Geschichte die er in seinem Gedicht erzählt, passierte in der Vergangenheit, sie kann aber genauso gut in der Gegenwart oder der Zukunft passieren.

Im 12. und letzten Vers befindet sich die einzige bildhafte Figur im Gedicht, eine Metapher: „Dem bricht das Herz entzwei“. Die Metapher umschreibt den Liebeskummer des Jünglings und bleibt dem Leser als einzige bildhafte Figur und am Ende des Gedichts in Erinnerung. Außerdem verstärkt sie noch einmal die Bedeutung der Aussage des Gedichts.

Die Interpretationsarbeit hat Heine dem Leser zum größten Teil bereits abgenommen. Er versteckt die Bedeutung des Gedichts nicht hinter Metaphern und Paraphrasen. Das Gedicht an sich beschreibt ein Geschehen, es ist wie ein Bericht.

Heine möchte mit diesem Gedicht betonen, dass das was er in dem Gedicht beschreibt zeitlos ist und jedem immer passieren kann. Er beschreibt es in seinem Gedicht ohne große Verzierungen und geheimnisvolle Formulierungen. Das macht es möglich das Gedicht als allgemeingültig zu betrachten. Man kann das Beschriebene dadurch, dass es nicht durch überflüssige Details ausgeschmückt wurde, auf jeden beliebigen Menschen zu jeder beliebigen Zeit abbilden.

Wenn man einmal die Biographie Heinrich Heines durchliest, fällt einem auf, dass man das vorliegende Gedicht auch auf ihn selbst übertragen kann. So war er in seiner Jugend in seine Cousine Amalie verliebt, die seine Liebe jedoch nicht erwiderte. Sie heiratete einen anderen Mann und Heine verarbeitete seine Gefühle im „Buch der Lieder“, was 1827 erschien und im Kapitel „Lyrisches Intermezzo“ „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ enthält.

Die Gedichte in dem „Buch der Lieder“ sind allesamt typisch für die Romantik, was man auch an dem vorliegenden Gedicht sehen kann. Die Liebe steht wie in zahlreichen anderen Gedichten der Romantik klar im Vordergrund. Und auch die Form des Gedichts spricht für die Romantik. Ohne regelmäßiges Metrum und ein Reimschema hat das Gedicht eine sehr offene Form, womit man es der Universalpoesie zuordnen kann. Zusätzlich ähnelt es durch den beschreibenden Stil, durch die erzählte Geschichte, den Legenden und Geschichten im Mittelalter.

Abschließend kann man noch einmal sagen, dass Heinrich Heine in seinem Gedicht „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ eine Erfahrung aus seiner Jugend beschreibt, die er durch die nüchterne Darstellungsweise als zeitlos und allgemeingültig hinstellt.

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