Erster Weltkrieg

Juni 14, 2011 at 10:04 am Hinterlasse einen Kommentar

Für die Briten und Franzosen ist er der „Große Krieg“. In nur wenigen Jahren wurde Großbritannien vom größten Gläubiger zum größten Schuldner der Welt. Fast 10 Millionen Menschen fielen der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ zum Opfer. Ganz Europa freute sich auf einen Krieg, auf einen Selbstbeweis der eigenen Stärke und Überlegenheit. Ein paar Monate sollte der Krieg dauern, bis Weihnachten planten alle Parteien zu Hause zu sein – mehr als vier Jahre wurde ein Vernichtungskrieg betrieben, der bis zu diesem Zeitpunkt unvergleichlich war.

 

 

1 Kriegsursachen und Kriegsausbruch
2 Der Erste Weltkrieg als ein moderner Krieg
3 Kriegsverlauf
4 Kriegsende
5 Friedensverträge
6 Diskussion: Versailler Vertrag ein Schandfrieden?
7 Diskussion: Wer trägt die Kriegsschuld?

 

 

 

1 Kriegsursachen und Kriegsausbruch

Ausgangslage:

–          Ententemächte (R F GB) vs Mittelmächte (DR ÖU Osmanisches Reich)

–          Ententemächte verfügen über mehr Soldaten und Rohstoffe sowie Kriegsmaterial

–          Mittelmächte hatten ihre Armeen in den Jahren vor dem Krieg nur wenig finanziell unterstützt

–          Deutsche Armee verfügt über bessere Disziplin, Bewaffnung und Kampfmoral

–          Viele neue technische Errungenschaften, deren Ausmaßen und Wirkung jedoch erst sehr spät verstanden und eingesetzt wurden

–          Alle Seiten waren auf einen kurzen Krieg eingestellt (betreffend Ausrüstung)

–          Hauptstreitkraft der Briten: Royal Navy (GB verfügt über keine Massenarmee)

–          Starke Anspannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen im Vielvölkerstaat ÖU


Kriegsausbruch:

–          Ermordung des österreichischen Thronfolgers durch serbische Untergrundkämpfer in Sarajevo (28. Juni 1914)

->    Julikrise

  • Beistandsversicherung des Deutschen Reichs an Österreich (Blankoscheck) (5. Juli)
  • Österreichs Ultimatum an Serbien (23. Juli)
  • Kriegserklärung Österreichs an Serbien (28. Juli)
  • Mobilmachung Russlands zur Unterstützung Serbiens (30. Juli)

–          Kriegserklärung Deutschlands an Russland (1. August)/ an Frankreich (3. August)

–     Einmarsch deutscher Truppen in das neutrale Belgien und darauf folgende Kriegserklärung Großbritanniens an Deutschland (4. August)

 

Kriegsziele:

>   Deutsches Reich:

–     außenpolitisch:           Vorherrschaft in Europa

–     innenpolitisch:            Erhalt der Machtstrukturen (bei Niederlage gefährdet)

–    wirtschaftlich:             Gewinn von Rohstoffquellen und Nahrungsmittelressourcen in     West- und Osteuropa

>   Österreich-Ungarn:

–    Erhalt der alten Machtposition auf dem Balkan und des Vielvölkerstaats

>   Frankreich:

–   Revanche für die Niederlage von 1870/71

–   Rückgewinnung von Elsass-Lothringen

–   Wiedererlangung der europäischen Vormachtstellung

>  Russland:

–   Zusammenführung aller Slawen unter Russland als Schutzmacht

–   Einfluss auf dem Balkan und Errichtung eines großserbischen Reichs

–   Gewinn eines Zugangs zum Mittelmeer

>  Großbritannien:

–   Sicherung des eigenen Imperiums gegen deutsche Weltmachtansprüche

–   Verhinderung einer deutschen Seemacht

–   Erhalt des europäischen Gleichgewichts

 

Schlieffenplan:

–          1905 entwickelter strategisch-operativer Plan zum Sieg in einem Zweifrontenkrieg

->    zunächst Masse des Heeres im Westen einsetzen

->    schneller Vormarsch durch das neutrale Belgien

->    rascher Sieg gegen Frankreich und anschließende Konzentration auf die Ostfront

–          Probleme:

–          Es wurde nicht davon ausgegangen dass GB sofort nach Verletzung der belgischen Neutralität in den Krieg eingreifen würde

–          Es wurde davon ausgegangen dass Russland den größten Teil seiner Truppen im russisch-japanischen Krieg einsetzen würde

 

 

 

2 Der Erste Weltkrieg als ein moderner Krieg

Völlig neue Art von Kriegsführung:

–          mörderischer Abnutzungskrieg in Stellungs- und Grabenkämpfen

–          Einsatz moderner technischer Kampfmittel

–          Mobilisierung aller Ressourcen (menschlich, wissenschaftlich, wirtschaftlich)

–          Heimatfront

 

Militärische Besonderheiten:

–          Flugzeuge zur Fernaufklärung und Artilleriekoordination

–          Zunehmende Entwicklung von Jagdflugzeugen

–          Später: gezielte Bombenabwürfe (Industrie und Zivilisten)

–          Grabenkriege als Reaktion auf die nicht bedachten Ausmaße der neuen militärischen Möglichkeiten (Unmöglichkeit eines Frontalangriffs, leichte Verteidigung durch MGs)

–          U-Boote (Unterschätzung führte zu deutschem Vorteil gegenüber Großbritannien aber auch indirekt zum Kriegseintritt der USA)

–          Giftgas als Flächenwaffe zur Überwindung des Stellungskriegs/ Grabenkriegs

->    Experimente mit immer neuen und tödlicheren Gasen an der Front

–          Flammenwerfer

–          Schwere Artillerie (Panzer)

–          Schnellfeuerwaffen machten Frontalkämpfe unmöglich

–          Keine Mann-gegen-Mann-Kämpfe mehr aufgrund Massenvernichtungswaffen

 

 

 

3 Kriegsverlauf

1914:

–     4. August:      deutsche Truppe marschieren in Belgien ein

–     9. September:  Niederlage in der Marneschlacht lässt den deutschen Blitzkrieg an der Westfront scheitern

–     29. Oktober:   Kriegseintritt des Osmanischen Reichs

–     11. Novem.:    Beginn der deutschen Gegenoffensice an der Ostfront

–     November:      GB erklärt Nordsee zur Kriegszone -> Beginn des Seekrieges

–     17. Dezem.:    ÖU-Truppen stoppen russischen Vormarsch an der Ostfront

Charakter: anfänglicher Bewegungskrieg stoppt zunehmend und droht in einen Stellungskrieg auszuarten

 

1915:

–     Februar:          deutsche Armee verdrängt russische Armee aus Ostpreußen

–     April:              deutsche Soldaten setzen an der Westfront erstmals Giftgas ein

–     Mai:                Italien schlägt sich auf Seite der Ententemächte

–     Mai:                deutsches U-Boot versenkt ein britisches Passagierschiff

->  Deutsches Reich stellt U-Boot-Krieg aufgrund Drohung der USA ein

–     10. Juni:          Beginn des Völkermordes an den Armeniern

–     Sommer:         Polen, Litauen und Kurland werden von Deutschland besetzt

–     September:      Kriegseintritt Bulgariens aufseiten der Mittelmächte

–     Oktober:         Beginn der Serbienoffensive (bis Dezember vollständig besetzt)

Charakter: Charakter des „modernen“ Kriegs zeichnet sich immer deutlicher ab. Die Westfront ist, ebenso wie die Ostfront nach der Offensive der deutschen und österreichischen Truppen, zu einem Stellungskrieg erstarrt. Eine zunehmende Kriegsmüdigkeit zeichnet die deutsche Bevölkerung, die davon überzeugt war der Krieg sei bis Weihnachten 1914 gewonnen. Hinzu kommen die starken Rationierungsmaßnahmen, Lebensmittelknappheit und Wucher, sowie der Bedarf an Arbeitern vor allem in der Rüstungsindustrie, die nun die Frauen füllen müssen.

 

1916:

–     Februar:        Beginn der Schlacht von Verdun (Westfront) (600.000 Tote/ Verw.)

-> Beginn des Zeitalters der Materialschlacht

–     Juni:                Brussilow-Offensive schwächt Mittelmächte an der Ostfront

–     Juli:                Schlacht an der Somme (Westfront) (über 1 Mio. Tote/ Verw.)

->  Angriff der Briten zur Entlastung der Franzosen (nie da gewesene Materialschlacht)

–     August:           Hindenburg übernimmt die Oberste Heeresleitung (OHL)

–     September:      erstmaliger Einsatz von Panzern auf britischer Seite

–     Dezember:      Friedensangebot der Mittelmächte nach dem Sieg über Rumänien wurde abgelehnt

–     Winter:            Hungerwinter von 1916/17

Charakter: gewaltige Materialschlachten (z.B.: stundenlanges Trommelfeuer) prägen vor allem die Schlachten an der Westfront und werden zum Symbol für ein gnadenloses Massensterben auf beiden Seiten. Allein am 1. Juli (Beginn der Schlacht an der Somme) sterben mehrere 10000 Briten durch das Sperrfeuer deutscher Maschinengewehre. In den ersten 8 Tagen werden aus 1400 britischen Geschützen mehr als anderthalb Millionen Granaten abgefeuert.

 

Epochenjahr 1917:

–     Januar:          Erklärung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges des DRs

–     Februar:        Februarrevolution in Russland

–   Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten

–   Errichtung einer provisorischen bürgerlichen Regierung

–     März:              Abdankung Zar Nikolaus’

–     April:             USA treten in den Krieg ein (Reaktion auf U-Boot-Krieg)

–     Juli:                 Putschversuch der Bolschewiki schlägt fehl

–     7. November: Oktoberrevolution in Russland

–   Bolschewiki übernehmen die Macht und treten aus dem Krieg aus

Charakter: Im 3. Kriegsjahr wird zunehmend der Ruf nach Friede in der Bevölkerung laut. So meutern in Frankreich die Matrosen, in Russland können Lenin und seine Bolschewiki mit ihren Forderungen „Friede, Land und Brot“ die breite Masse ansprechen und den ersten kommunistischen Staat der Welt gründen.

Das Ende des Krieges wurde durch den Kriegseintritt der USA absehbar. Das Ende des Jahres wurde durch den vermehrten Einsatz von schwerer Artillerie geprägt – Panzer wurden als Lösung im Grabenkampf entdeckt.

 

1918:

–          Januar:                        Wilsons 14-Punkte-Plan (Grundzüge einer europ. Friedensordnung)

–          3. März:         Friede von Brest-Litowsk zw. Mittelmächten und der Sowjetrepublik

–          21. März:       deutsche Frühjahrsoffensive

–          Juli:                 alliierte Gegenoffensive mit amerikanischer Unterstützung

–          August:           Panzerschlacht bei Amiens („schwarzer Tag des deutschen Heeres“)

–          September:     Sieg der Alliierten über Bulgarien und das Osmanische Reich

->    Ausarbeitung eines Waffenstillstandsangebots von deutscher Seite aus

–     Oktober:         Zerfall des Vielvölkerstaats Österreich-Ungarn

–     24. Oktober:  Flottenbefehl ungeachtet der Waffenstillstandsbemühungen

->  Novemberrevolution breitet sich von den Häfen in ganz Deutschland aus

–     11. Novem.:   Waffenstillstand von Compiègne

 

Wichtige Begriffe:

–          Novemberverbrecher:

–          Schimpfwort für Vertreter der Novemberrevolution und der provisorischen Regierung die die Waffenstillstandsbedingungen von Compiègne angenommen hatten

–          Dolchstoßlegende:

–          Von führenden Vertretern der OHL initiierte Verschwörungstheorie

–          Deutsches Heer sei „im Felde unbesiegt“ geblieben und nur durch die eigene Bevölkerung „von hinten erdolcht worden“ (Novemberrevolution)

–          Propaganda der Volksparteien und Rechtsextremisten gegen die Weimarer Republik, den Versailler Vertrag und die Sozialdemokraten

–          Burgfriedenspolitik:

–          Zurückstellung innenpolitischer Konflikte und wirtschaftlicher Auseinandersetzungen im Deutschen Reich während des Ersten Weltkriegs

->    Sozialdemokraten billigten Kredite für die Kriegsführung, Gewerkschaften verzichteten auf Streiks

 

 

 

4 Kriegsende

Weltpolitische Ergebnisse des Krieges:

–          Russland verliert nahezu ein Viertel seines europäischen Territoriums (Baltikum, Finnland, Polen, Ukraine)

->    Entstehung neuer Nationalstaaten

–          Ausrufung der Republik in Deutschland

->    Abdankung Kaiser Wilhelms II.

–          Zusammenbruch der Monarchien in Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland und im Osmanischen Reich

->    Entstehung neuer Nationalstaaten

–          Europäischen Mächte verlieren Weltmachtsstellung zugunsten der USA

–          Enorme Kriegsschulden, die die Wirtschaftskraft aller Staaten überstieg

–          Kriegsschulden konnten nicht wie geplant durch die Verlierer finanziert werden

–          GB wird vom größten Gläubiger zu einem der größten Schuldner

 

Politischer Umbruch in Deutschland:

–          Bruch mit dem Burgfrieden und Novemberrevolution gegen Ende des Krieges als Grundlage für den Zerfall der Monarchie

–          Reformen hin zu einer parlamentarischen Demokratie

–          9.11.1918: Ausrufung der demokratischen Deutschen Republik durch Philipp Scheidemann und der Freien Sozialistischen Republik durch Liebknecht

–          Neue Parteienlandschaft (SPD, KPD, DNVP und NSDAP)

–          Soldaten kämpften und starben für das Kaiserreich und kommen heim in eine Republik

->    Ablehnung der Republik in großen Teilen der Bevölkerung und Glaube an die Dolchstoßlegende

–          Frauen erhalten aktives und passives Wahlrecht

->    Frauen hatten sich dadurch, dass sie die Männer im eigenen Land ersetzen mussten, als ebenbürtiges Glied in der Gesellschaft erwiesen (Frauenbewegungen)

 

 

 

5 Friedensverträge

Versailler Vertrag:

  • Ziele der Siegermächte:

–          FRANKREICH: dauerhafte Sicherheitsgarantien; Wiederaufbau organisieren; Strategie der Maximalforderungen

–          GROßBRITANNIEN: Beseitigung der deutschen Seemacht; Wiederherstellung des europäischen Mächtegleichgewichts; Erhaltung Deutschlands als (potenzielle) Großmacht als Puffer zwischen Frankreich und Russland

–          USA: Aufbau einer dauerhaften, allseits akzeptierten Friedensordnung

->    Konflikte im alliierten Lager vor allem betreffend:

–          Stellung Deutschlands (Erhalt als Großmacht?)

–          Territoriale Fragen (z.B.: Frankreich will das linke Rheinufer)

–          DEUTSCHLAND (von den Verhandlungen ausgeschlossen): Berufung auf Wilsons „Vierzehn-Punkte“ -> Basis eines milden Friedens; Erhaltung Deutschlands als Großmacht; Strategie des Gegeneinanderausspielens

–     Inhalt des Vertrages:

–     MILITÄRISCH: Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht; starke Rüstungsbeschränkungen; 100.000-Mann-Heer

–     TERRITORIAL: Verlust eines Siebtels des Territoriums und eines Zehntels der Bevölkerung; Verlust der Kolonien; Verbot eines Anschlusses an Österreich

–     WIRTSCHAFTLICH: Reparationszahlungen; Verlust von Kohle- und Erzvorkommen; Übernahme der Besatzungskosten

–     Auslieferungspflicht von Kriegsverbrechern

–     Anerkennung der Alleinschuld Deutschlands und seiner Verbündeten am Ausbruch des Krieges (Art. 231)

–          Folgen:

–          Wirtschaftskraft erheblich geschwächt

–          Militärisch schutzlos gegenüber Nachbarländern

–          Deutschland war nicht bei den Verhandlungen dabei -> Diktatvertrag und Gebietsabtretung mit deutscher Bevölkerung beschädigen nachhaltig das Ansehen der Westmächte und das Vertrauen in die Staatsform der Demokratie

–          Versailler Vertrag wird als Ursache für den Aufstieg des Nationalsozialismus gesehen

 

 

 

6 Diskussion: Versailler Vertrag ein Schandfrieden?

Pro VV Contra VV
Hätten die Mittelmächte den Krieg gewonnen wären sie mit den Mächten der Entente wohl nicht anders verfahren.

Der VV war sogar zu milde, denn der Eingriff in die deutsche Substanz war nicht tief genug, die alte Elite blieb an der Macht und alle Politik wurde auf die Revision ausgerichtet.

Deutschland wurde nicht zerstückelt, zerfiel auch nicht in einzelne Teile wie Österreich oder das Osmanische Reich, sondern durfte und konnte seine Reichseinheit behalten.

Trotz des VVs behielt Deutschland den Status einer europäischen Großmacht (bevölkerungsreichstes Land in Europa und wirtschaftlich ungemein stark).

Auf längere Sicht bestand die Möglichkeit einen aktiven Part in der europäischen Politik zu spielen, mit sogar größeren außenpolitischen Möglichkeiten als vor 1914 (keine geschlossene Front von Feindmächten aufgrund der neuen Kluft zwischen den Westmächten und dem Bolschewismus

Südosteuropa konnte bei der richtigen Politik auf lange Sicht zur wirtschaftlichen und politischen Einflusssphäre Deutschlands werden (neuer deutscher Einflussbereich durch Aufbau enger Beziehungen mit den Kleinstaaten „Zwischeneuropas“)

Das wirkliche Unglück war nicht der VV, sondern der unbrechbare Will der Deutschen den VV zu beseitigen.

Die „Friedensmacher“ behandelten die Verlierer mit einer moralistischen Überlegenheit.

Jede Partei hatte in dem Krieg schlimme Dinge getan (siehe 1. WK als moderner Krieg), doch Deutschland musste für sie alle sühnen.

VV war ein Diktatfrieden, Deutschland durfte nicht an den Verhandlungen teilhaben und konnte unmöglich etwas anderes tun als zu unterschreiben. Das Scheitern des VV war durch das Diktat des Vertrags bereits besiegelt.

Der VV trieb einerseits ein Keil zwischen Deutschland und dem Rest der Welt, da es schwer war unter diesen Bedingungen an eine „Demokratie“ zu glauben.

Andererseits trieb der VV einen Keil zwischen die deutsche Bevölkerung, indem bestimmte Politiker und deren Anhänger durch die Annahme des Vertrages als Verräter behandelt wurden und somit anderen (rechtsextremen) Gruppierungen der Weg an die Macht geebnet wurde.

Alles in allem eine extreme Belastung für die junge Demokratie.

Deutschland musste ungeheuerliche Wiedergutmachungsleistungen erbringen, die einzig und allein von den Alliierten durch den heftig umstrittenen Kriegsschuldartikel begründet werden konnten.

 

 

 

 

7 Diskussion: Wer trägt die Kriegsschuld?

Meinungen zur Kriegsschuld:

Es gibt eine Kontinuität zwischen imperialistischer Politik und der Politik des 1. WKs. Die imperialistische Politik vor dem 1. WK ist untrennbar mit der im 1. WK verbunden.

Imperialistisches Denken war charakteristisch für alle europäischen Großmächte und die USA, aber nur Deutschland sah seine Stellung als nicht angemessen an (-> industriereichste Nation, bevölkerungsstark mit enormem Zuwachs, eigene Kultur)

Expansionsdrang Deutschlands und Politik nach einem „Platz an der Sonne“ führten das Land geradewegs in eine Einkreisung, die (selbst)Isolierung Deutschlands.

Das Attentat von Sarajewo wurde von Deutschland bewusst instrumentalisiert um die Blockierung der deutschen Weltpolitik zu überwinden.

Russland wurde gezielt provoziert und der darauf folgende Krieg unter Einbezug von Frankreich war ein Krieg um die europäische Hegemonialstellung.

(Fritz Fischer)

Deutschland hatte einen erheblichen Anteil am 1. WK. Das Kriegsrisiko wurde während der ganzen Zeit einkalkuliert, was der Blankoscheck deutlich beweist. Erst die offensichtliche Einstellung die Krise nicht friedlich beilegen zu wollen hat den Konflikt zugespitzt und schlussendlich in den Krieg geführt.

Deutschland ist nicht Alleinverursacher und nicht Hauptverantwortlicher des Krieges.

Die russische Mobilmachung ist bei der Frage um die Kriegsschuld gleichzusetzen mit dem Blankoscheck.

Deutschland wurde durch die außenpolitische/ weltpolitische Lage quasi in den Krieg gedrängt, Sicherheit und Machtstatus Deutschlands waren bedroht.

Für alle europäischen Mächte galt:

–          alle glaubten sich in der Defensive und waren kriegsbereit

–          alle überschätzten die eigene Macht

–          alle unterschätzten den kommenden Krieg, seine Gewalt und auch seinen epochalen Katastrophencharakter

Der Krieg kam weil alle oder einige am Frieden verzweifelten, nicht weil alle oder einige zum Krieg unter allen Umständen entschlossen waren.

(Thomas Nipperdey)

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Zweite Industrielle Revolution und Soziale Frage Die Nationalsozialistische Diktatur

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